P3: Auswirkungen von Re-Oligotrophierung, Klimawandel und invasiver Arten auf Fisch-Zooplankton Interaktionen und die Populationsdynamik der Felchen
Felchen (Coregonus wartmanni) sind die wichtigste Wirtschaftsfischart für die lokalen Berufsfischer am Bodensee. Es ist anzunehmen, dass Felchen einen starken Prädationsdruck auf die Zooplanktongemeinschaft ausüben. Aufgrund des Nährstoffrückganges im Zuge der Reoligotrophierung (der Gesamtphosphorgehalt im Bodensee wurde von 80 µg/L in den 1970er Jahren auf derzeitige Werte von unter 10 µg/L gesenkt), ist die Primärproduktion gesunken und der Felchenbestand im Rückgang begriffen. Eine zusätzliche Bedrohung der Felchenpopulation stellt die explosionsartige Entwicklung des gebietsfremden Dreistachligen Stichlings (Gasterosteus aculeatus) dar, welcher erst seit wenigen Jahren im Pelagial vorkommt. Zahlenmäβig hat der Stichling schnell die Felchenpopulation übertroffen und entspricht, laut aktuellen Studien (LAC, 2016), 96% des Fischbestandes (Anzahl) und 28% der Biomasse aller Fische im Freiwasser. Demzufolge wird erwartet, dass die Reoligotrophierung sowie die jüngste Stichlings-Invasion die Fisch-Zooplankton Interaktionen stark verändern werden. Gleichwohl, fanden im gleichen Zeitraum ausschlaggebende Veränderungen auf den unteren trophischen Ebenen statt: die Massenvermehrung von Daphnia cucullata (auf der Stufe des Zooplanktons) und von Planktothrix rubescens (auf der Stufe der Algen).
Ziel dieses Projektes ist, die Nahrungspräferenzen von Felchen und Dreistachligem Stichling und deren Auswirkungen auf die Zooplanktongemeinschaft besser zu verstehen. Um Interaktionen unterschiedlicher Komplexität verstehen zu können, werden wir Aquarienexperimente (Beuteauswahl-Experimente und Experimente um funktionelle Reaktionen mit verschiedenen Beutearten zu untersuchen) und Feldbeobachtungen (Mageninhaltsuntersuchungen an beiden Fischarten, Zooplanktonbeprobung, Analyse von Langzeit-Zooplanktondaten) kombinieren. Wir werden unsere Ergebnisse mit denen früherer Studien zu Ernährungsweise bei Fischen vergleichen, um Reaktionen (a)biotischen Veränderungen und der Reversibilität des pelagischen Ökosystems des Bodensee zuordnen zu können.
Projektteam
M.Sc. Žiga Ogorelec – Doktorand (Alumnus)
In Zusammenarbeit mit
Dr. Jasminca Behrmann-Godel
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Referat 26 – Tierzucht, Tierhaltung, Fischerei, Immissionsschutz, Deutschland
Bild 1: Felchen
Bild 2: Mageninhaltsuntersuchungen an Felchen
Bild 3: Stichling
Bild 4: gefangene Stichlinge für Aquariumexperimente
Bild 5: Zooplankton Größenverhältnisse
Bild 6: Zooplankton-Probenahme
Bild 7: Zooplankton-Vorbereitung für Aquarium-Experimente
Bild 8: Aquarium-Experimente
Bild 9: Beprobung zur Bestimmung abiotischer Parameter